Anselm, stellst du dich uns kurz vor? Wo hast du deine Kindheit verbracht und welche Meilensteine liegen hinter dir?
Die Vorliebe zur Großstadt muss ich wohl in meinen den ersten fünf Lebensjahren entwickelt haben. Zum Kindergarten ging es auf Mamas Rücken, auf dem Rennrad fahrend durch den Magdeburger Stadtverkehr – allerdings kann ich mich daran nur noch bruchstückhaft erinnern. Es wurde dann ruhiger, als meine Eltern beschlossen, in das behütete Quedlinburg, eine kleine Fachwerkstadt im Harz, zu ziehen. Von hier aus führte mich mein mein Weg über das Internat des Musikgymnasiums im benachbarten Wernigerode und und anschließend wieder zurück in das den Elternhaus, um sich eine Ausbildung als Gestalter an der Berufsschule zu besuchen. Das erste Studium folgte dann in Leipzig und vor dreieinhalb Jahren kam ich für den Master nach Berlin.
Ich fühle mich mit Berlin verbunden – vielleicht ist es dieser eine Weg, der an den Bahngleisen entlang, von der Schönhauser Allee zum Mauerpark führt und der mich stark an meine Kindheit erinnern lässt, oder es ist das Gefühl, nicht allein zu sein in dieser Stadt voller Menschen und Möglichkeiten. In Worte fassen kann ich nur schwer, wo dieses Gefühl herkommt, aber dass es eine Verbindung gibt, die ab der ersten Minute da war, kann ich nicht leugnen.
Und warum dann Berlin?
Es war die gefühlte Eintönigkeit und die nicht vorhandene Perspektive in Leipzig, die mich dazu getrieben haben, zu gehen. Berlin war genau das Richtige für mich. Gekommen bin ich dann, als ich endlich ein WG-Zimmer gefunden habe, immer noch auf der Suche nach Job, Studium und einer Perspektive, aber gestärkt durch mein Elternhaus. Berlin empfing mich dann sofort mit offenen Armen: Erst kam der Nebenjob, dann das Studium.
Du wohnst an der S-Prenzlauer Allee. Was sollte man hier in der Ecke kennen?
Wo sollte man gewesen sein?
Der Prenzlauer Berg ist meine Heimat in Berlin. Hier war alles gleich so vertraut und obwohl ich inzwischen den Kiez gewechselt habe, schlendere ich am liebsten die Stargarder Straße entlang. Der erste Halt ist bei der Bekarei, denn hier gibt es diese tollen Zimt-Rosinen-Bagels (und das sage ich, obwohl ich keine Rosinen mag!) und die leckeren portugiesischen Hefe-Croissants. Beides sollte man unbedingt probieren. Zu Goldhahn und Sampson ist es von dort nicht weit, hier kann man in neuen Kochbüchern, nach Weinen und Feinkost stöbern. Direkt daneben ist das Café Liebling mit seinen frischen Tees. Meine Empfehlung: Der Ingwer-Orange- Minze-Tee. Beim Kopfgeldjäger lasse ich am liebsten meine Haare schneiden und damit der Kopf nicht nur von außen etwas hermacht, hat die Buchhandlung Neues Kapitel ausgewählte Literatur und die liebenswerte Inhaberin immer eine gute Empfehlung parat.
Du hast ja hier ein wunderschönes Bike stehen?! Wie ist dein Verhältnis zum Berliner Straßenverkehr?
Mit dem Rad? Augen zu und durch. (lacht)
Ich finde, die Stadt mit dem Fahrrad zu erkunden heißt neue Wege zu erschließen, die Stadt dadurch zu meinem Eigen zu machen und alles in einem selbstgewählten Tempo zu erfahren. Es lassen sich für mich so auch erst die Zusammenhänge erkennen, die Orte, die man schon besucht hat, ergeben ein großes Ganzes und die innere Berlinkarte erschließt sich. Ich muss allerdings zugeben, dass ich ein Schönwetterfahrer bin.