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Von pinker Suppe, Europa und der Johannisnacht

Rote-Beete-Suppe, Brexit, Blumenkränze und beschwippste Bräuche Brexit, Kränze, 24. Juni wie passt das alles zusammen? Wie versprochen geht es bei Herz und Blut baltisch zu die Tage. Insbesondere die kleinen Baltikstaaten geht die Brexitbewegung so einiges an, schon lange vor der uneingeschränkten Arbeitserlaubnis für EU-Osteuropäer öffneten Skandinavien und GB die Pforten für die Balten. Ganz salopp möchten wir meinen, dass man sich als Litauer ganz easy von Irland nach London ohne Englischkenntnisse durchwursteln kann. Dublin ist das zweite Vilnius.  

Was hat es nun auf sich mit den Sommerbräuchen? Auch in Deutschland sind Dank Ikea und irgendwelchen Heidenokkulten, die nicht immer feierlich sind, die Mitsommerbräuche ein wenig bekannt. In Litauen, übrigens trotz beliebter Highheels und kurzen Röcken, ein sehr katholisches Land wird in der Zeit vom 23. zum 24. Juni „Joninės“ gefeiert. Die Sommersonnenwende wird zur Feier der Geburt des Heiligen Johannes dann in der Johannisnacht vom 23. zum 24. Juni in opulenten Sommerfesten gefeiert. Diese Festivitäten beginnen am 23. Juni in der Nacht und halten dann am 24. Juni an. Hierfür werden dann Blumenkränze aus verschiedenen Kräutern und Wiesenblumen als Kopfschmuck geflochten. Joninės verbindet in Litauen scheinbar alles, was die Menschen dort lieben: Religion, heidnischen Aberglauben, hübsches Aussehen, Natur und Saufen. Das hört sich jetzt vielleicht fast fies an, ABER wer einmal dem Zauber der Joninės-Festivitäten beigewohnt hat, wird es lieben und wissen, was gemeint ist. Es wird ums Lagerfeuer in Reigen getanzt, es wird gesungen, es wird gelacht und es wird an der einen oder anderen Stelle ein „Schnapsiukas“ oder auch ein super leckeres Bier getrunken.

Die Stimmung ist ausgelassen und es ist einfach wunderbar. Besonders toll ist der Brauch blühendes Fahnenkraut zu suchen. Angeblich blüht der Farn nur in der Nacht vom 23. zum 24. Juni, weswegen diese Nacht so magisch und so besonders sein soll. Pflanzen und Kräuter sollen in dieser Nacht generell magische Wirkungen und Zauberkräfte haben (hier kommen eben die Heiden durch). Wer in dieser Nacht das blühende Farnkraut findet, soll angeblich allwissend werden, nie wieder Tinder brauchen und sogar die Sprache der Tiere verstehen. Um dieses Farn zu finden, versammeln sich die Litauerinnen und Litauer in Parks und in Wäldern zur Johannisnacht, um sich auf die Suche nach dem blühenden Kraut zu machen. Sofern jemand den blühenden Farn entdeckt hat gilt es mit Gesang und Geräuschen die bösen Geister fernzuhalten, dafür bilden sich dann die illustren kopfschmuckbehangenen Tanzkreise um einen. Es ist ein Fest! Vielleicht gibt es ja ein paar gesellige Litauerinnen und Litauer in deiner Umgebung, dann schnell los! Sollte dir ein Great-Britain-Guy begegnen, dann nimm den auch mit, sodass er sieht, was da so geht in Europa.

Bei diesen hitzigen Debatten, der knalligen Sonne und wilden Tänzen muss man einen kühlen Kopf bewahren, dafür bietet sich eine traditionelle litauische kalte Rote-Beete-Suppe an. Perfekt für den Sommer!

Hier das leckere Rezept für Šaltibarščiai (sprich: Schaltibarschtschäi): Zutaten für 4 Personen: • 2-3 Rote Beete, gekocht und geraspelt (gibt es in manchen Supermärkten zu kaufen) • 1 frische Salatgurke, in Scheiben und dann geviertelt • 3 hartgekochte Eier • 1 l Kefir oder Dickmilch • 8 Zweige Dill, fein gehackt • 2 Lauchzwiebeln, fein geschnitten • Abgekochtes Wasser • Kartoffeln

Zubereitung: Die geraspelte Rote Bete aus dem Glas mit dem eingelegten Saft in einen Topf geben, dazu die gekochten Eier klein schneiden, Dill fein hacken, Lauchzwiebeln in Ringe schneiden und den Kefir und die Gurkenscheiben dazugeben, das Ganze mit etwas Pfeffer und Salz abschmecken und mit stillem oder abgekochtem kaltem Wasser aufgießen. Die Suppe dann einfach kaltstellen und später mit heißen Kartoffeln servieren und genießen. Skanaus (guten Appetit), ihr Lieben!

Text: Maria-Silva Villbrandt