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Visionäres Design: Peter Ghyczy und ein Rückblick auf 50 Jahre Funktionalismus

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Die berühmte Spitze des Eisbergs, folgt man der Hemingway’schen Metapher, reiche aus, um die Hauptfigur eines Werkes zu beschreiben. Ein Achtel über der Wasseroberfläche vermittelt ausreichend Details, mehr sei eben nicht erforderlich. Das mag in der Literatur ganz spannend sein, füllt man die Leerstellen doch einfach mit der eigenen Fantasie und Vorstellungskraft auf. In der Realität, also für die wahren Dingen, braucht es aber diese zusätzlichen Feinheiten. Besonders, wenn diese kaum bekannt sind. Das ADAM Design Museum Brüssel erzählt nun diese essentiellen Details zum Schaffenswerk von Peter Ghyczy [gitsi]. Der Avantgardist schuf 1968 das ikonische Gartenei. Ein innovatives Sitzmöbel aus Polyurethan und wegweisend für viele Entwürfe der 70er Jahre. Es befindet sich in den Sammlungen des Victoria& Albert Museums in London, im The Wende Museum in Los Angeles und natürlich auch im ADAM Design Museum Brüssel. Hier hat die Kuratorin Kunty Moureau eine Werksschau der letzten 50 Jahre des Hauses Ghyczy zusammengetragen. Natürlich startet diese Ausstellung mit dem Gartenei als Spitze des Schaffens. Allerdings hat Moureau den Eisberg einfach umgedreht und einen Überblick kreiert, der die Arbeit Peter Ghyczys in seiner Gesamtheit zeigt und würdigt. 

Ins rechte Licht rücken so Glas- und Metallmöbel. Lampen und Objekte, die minimalistisch und zweckorientiert den Funktionalismus im Kern des Designs haben. Hier offenbart sich die enorme Bandbreite der Entwürfe von Peter Ghyczy. Es sind vor allem die vielen funktionalistischen Innovationen, die er mit seinen Designkreationen geschaffen hat. Allem voran sind hier die selbst entwickelten Klemmtechniken als Verbindung von Glas und Metall zu nennen. Auch seine Herangehensweise im Bereich des Aluminium- und Metallguss war wegweisend und wurde über die Jahre häufig kopiert. Für die 80er Jahre ist seine Leuchtenserie MegaWatt besonders hervorzuheben.

Peter Ghyczy wuchs in Ungarn auf und kam Anfang der 60er Jahre nach Deutschland. In Aachen begann er 1960 an der RWTH ein Architekturstudium, das er sieben Jahre später mit einem Diplom abschloss. Für die Firma Reuter in Lemförde entwickelte er als leitender Mitarbeiter zahlreiche Möbel aus Polyurethan und schuf das berühmte Gartenei. Hier entstand auch das DesignCenter nach seinen Entwürfen, ebenfalls aus dem gleichen Werkstoff. 1972 gründete er seine eigene Firma mit den ersten Möbelkollektionen. Viele Entwürfe aus Metall und Glas erweiterten seine Kollektion, die seit 2000 auch im neuen Showroom in Swalmen zu sehen sind.

Seit 2007 lenkt nun sein Sohn Felix die Geschicke des Hauses Ghyczy. Ganz in der Tradition seines Vaters legt er Wert auf das bestehende Designerbe, kümmert sich aber auch um die Weiterentwicklung der Kollektion, natürlich unter dem Aspekt des Funktionalismus. Neue Entwürfe, wie der Safari-Stuhl, der Cabinet-Schrank Biri C03 und das Stahlgestell-Sofa Urban GP01 setzen die nächsten Glanzlichter in der Geschichte der Designfamilie Ghyczy.

 

Die große Werksschau„Peter Ghyczy - 50 Jahre Funktionalismus“ ist noch bis zum 11.03.2018 im ADAM Design Museum in Brüssel zu sehen. Die Ausstellung befindet sich auf dem Gelände der Weltausstellung Expo58, ganz in der Nähe des berühmten Atomium.

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ADAM Brussels Design Museum / Place de Belgique - Belgieplëin / 1020 Brüssel /Belgien

täglich von 10Uhr bis 18Uhr

Der Showroom der Firma Ghyczy kann im niederländischen Swalmen von Montag bis Freitag nach Vereinbarung von 8:30Uhr bis 16:30Uhr und Samstags von 11Uhr bis 13Uhr besichtigt werden.

Ghyczy Showroom

Reubenberg 25 / 6071PS Swalmen NL

Text: Wilkin Schröder // Bilder: Ghyczy & Wilkin Schröder