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Meravigliosa Milano! Die Highlights vom Salone del Mobile 2018

Reisebericht mit Markennennungen (unbeauftragt)

Ankunft Bergamo, die Sonne brennt. Die Sonne brennt? Zum Beginn der Mailänder Designwoche begrüßen vorsommerliche Temperaturen die anreisenden Gäste. Bella Italia, besser die schöne Lombardei versüßt den Start in vier aufregende Messetage. Weiter geht es direkt in die Altstadt nach Mailand. Subito ins Hotel und schnell das Notfall-T-Shirt angezogen. Schon jetzt wird klar, die Tasche wurde für den Aufenthalt völlig falsch gepackt. Andiamo! Stilecht beginnt der Abend mit einem Aperitivo in einer kleinen Bar in einer unscheinbaren Seitenstraße. Perfekte Wahl: ein Spritz, Oliven und gegrilltes Gemüse stimmen einen langen Abend ein. Der Weg führt uns weiter in die Via Palermo 10. Mitten im Kreativdistrikt Brera befindet sich das beeindruckende Gebäudeensemble La Pelota. Eröffnet im Jahr 1947 wurde es nach langen Restaurierungsarbeiten wieder aus dem Dornröschenschlaf geweckt. In vollem Glanz bot es die perfekte Bühne für die Ausstellung von Vitra

Mit der großen Installation «Typecasting. An Assembly of Iconic, Forgotten and New Vitra Characters» in der ehemaligen Sporthalle La Pelota kuratierte und gestaltete diese Inszenierung der Designer Robert Stadler. Für ein raumfüllendes Panorama von rund 200 Objekten nutzte der Kurator und Gestalter der Schau, das umfangreiche Archiv von Vitra und zeigte aktuelle Produkte neben Klassikern, Prototypen, Editionen und Visionen von Morgen. Im Mittelpunkt stand die Frage nach der sozialen Funktion von Möbeln in der Gesellschaft.

Via Stendhal - AD Party

Zuhause von Elisa Gargan und Stefano Giovannoni

Bar Basso um 3 Uhr morgens

Andiamo! Nach spannenden Gesprächen und jeder Menge kreativem Input führt uns der Weg in eine ehemalige Turbinenhalle in die Via Stendhal. Besser auf die Dachterrasse mit einem traumhaften Blick in den Abendhimmel. Die jährliche AD-Party hat sich das wundervolle Zuhause von Elisa Gargan und Stefano Giovannoni ausgesucht. Endlich Zeit in den Lounge-Bereichen den furiosen Start mit inspirierenden Designdiskussionen zu beenden. … und dann schrie jemand „Bar Basso! Andiamo!“ Eine kurze Taxifahrt später halten wir an der großen Sternenkreuzung Ecke Via Plini/Viale Abbruzzi: Bar Basso. Bevor wir uns in unseren Eindrücken verzetteln, Tillmann Prüfer hat es für Das Zeit Magazin treffend auf den Punkt gebracht.

Buongiorno! Der Dienstag beginnt … früh. Aufbruch bereits um halb acht und die Sonne strahlt mit breitem Grinsen. Wir machen mit und unsere Mundwinkel ziehen nach dem zweiten Espresso nach. Es geht … ja, ja Andiamo! in die Via Olona 6 ins Museo Nazionale della Scienza e della Tecnologia Leonardo da Vinci. Großzügige, kühle Hallen laden in eine Ausstellung ein, die sich einem Leitthema widmen: „CO-“. So bedeutungsschwanger der Titel auch anmutet, so konkret sind die teilnehmenden Denkansätze, Utopien und auffordernde Handlungsansätze der Künstler, die ihre Beiträge im Rahmen dieser Ausstellung eingereicht haben. Prämiert wird der innovativste Beitrag mit dem Lexus Design Award. Seit 2013 werden Projekte ausgezeichnet, die sich mit einer besseren Zukunft beschäftigen. Vielmehr sogar mit Ideen, die sich wie in diesem Jahr mit einem nachhaltigerem Umgang mit der Natur umsetzen lassen.

 

Wie geht es eigentlich weiter? Bei einer Panini-Pause diskutieren wir die Ansätze, Ideen und Umsetzungen, ach so, mittlerweile sind wir wieder nur zu zweit und haben uns ein Eckcafé zum Innehalten gesucht. Zeit sich durch die Altstadt und vor allem durch Brera treiben zu lassen. Die Map auf dem Handy gibt Auskunft, allerdings schweift der Blick auf die andere Straßenseite. Türkisfarbene Regaleinbauten á la Wes Anderson locken in die Via Meravigli 18. Aesop hat hier nach dem Vorbild italienischer Friseursalons der 60er Jahre ein Kleinod geschaffen, das nicht nur zum Staunen, sondern auch zum Verweilen einlädt. Vis á Vis der nächste Höhepunkt: die traditionsreiche Pasticceria Marchesia. Seit 1824 werden hier außergewöhnliche Traditionsgebäcke geschaffen, die mittlerweile auf der ganzen Welt süße Fans gefunden hat. Ob ein Espresso im Stehen im vorderen Bereich, oder ganz bequem im grünen Salon … fantastico!

Unsere Entdeckungstour führt uns zu Fuß ins Designviertel Brera. Herzensstop: Studio Oink. Lea und Matthias haben in einer beeindruckenden Location in der Via Santa Marta einen ganz besonderen Ort zum Entdecken geschaffen. Natürlich sind sie auch mit Neuheiten nach Mailand gereist. „Now you see us“ zeigt neue Entwürfe, die sich kritisch mit unserem Umgang in den digitalen Welten, vor allem in den sozialen Medien beschäftigen. Was ist eigentlich noch echt? Besser, wie real ist die Realität?

Studio Oink Installation: Now you see us

Andiamo! Die Gespräche am Vorabend ergaben viele Tipps und Empfehlungen. Am häufigsten genannt: der Wallpaper* Handmade Space in der Via Moscova in Brera. Unser Highlight dort, der Sunrise Mirror von 15 West und GHYCZY

Auf dem Pflicht-Programm: il Duomo di Milano und die Galleria Vittorio Emanuele II. Entlang der Via Monte Napoleone ein wenig Windowshopping, um dann im El Tombôn de San Marc in der Via San Marco 20 die erste große Pause des Tages einzulegen. Besonders empfehlenswert der Schokoladenkuchen und die frische Pasta mit Walnüssen und Gorgonzola. Am Abend sind wir der Einladung von Instagram in die Fondazione Giangiacomo Feltrinelli gefolgt. Anlass für das Dinner war der Launch des neuen Accounts @design. Dementsprechend gab es interessante neue Gesprächspartner mit spannenden Accounts und Designkreationen, wie zum Beispiel der Kanal @deallegrifogale von Laetitia de Allegri und Matteo Fogale, oder @studio_swine von der besonders sympathischen Azusa Murakami. Cin, cin!

 

Der Mittwoch steht ganz im Zeichen der Salone del Mobile. Mit dem Bus-Shuttle geht es gleich früh in Richtung Messegelände Fiera Milan Rho. Die Laufschuhe sind bestens vorbereitet und so geht es auf Erkundungstour durch die weitreichenden Hallen. Unsere Highlights:

muuto - Das dänische Label wartete mit einigen Neuheiten auf. Besonders angetan waren wir von den neuen Sideboardvarianten, die von Thomas Bentzen entworfen wurden. Schlicht und mit stilistischen Verweisen, die an Fabrikausstattungen erinnern, sind wir Fan von der Variante in der Oak/Sand Yellow-Farbkombination. Bitte sofort merken: Enfold Sideboard. Fazit: Zeitgemäßes, skandinavisches Design at its best!

Montana - Der Stand war einer der beeindruckendsten und wurde zu recht vom Design-Magazin FRAME für die gelungene Farbgestaltung prämiert. Im Gespräch mit dem Designer Jakob Wagner haben wir uns die neueste Designkreation, das Regalsystem FREE, zeigen lassen. Seine Intention ein modulares Prinzip zu entwerfen, finden wir großartig. Der Clou sind die textilen Blenden, die sich quer platzieren und so unliebsames Zeug im Handumdrehen verschwinden lassen. Auch die Farbvarianten haben unser Interior-Herz höher schlagen lassen. Fazit: Endlich mehr Farbe wagen!

 

Hästens - Die schwedische Bettenmanufaktur verführte mit zahlreichen Schlafgelegenheiten. Vor allem ein Riesenformat Ihres Klassikers mit dem bekannten Karomuster „Blue-Check“ sorgte für großes Aufsehen. Wir haben uns natürlich eine Führung von Bett zu Bett und uns Einblicke in die handwerkliche Fertigung vor Ort zeigen lassen. Die Neuheit: zur Feier des 40-jährigen Jubiläums erweitert Hästens die Kooperation mit dem schwedischen Designerduo Bernadotte & Kylberg. Als Ergebnis wurde zur Möbelmesse eine neue Bettwäschekollektion aus edlem Satin in den Farbtönen Exotic, Subtle und Spicy vorgestellt. Fazit: Große Bettenliebe!

 

Petite Friture - Grafische Elemente zogen schon von Weitem unsere Blicke an. Am Stand selber die Klassiker der Kollektion. Nach wie vor gehören die Sofa-Varianten im Memphis-Style zu unseren Favoriten. Immer wieder aufs Neue! À apropos, auch der Outdoor-Bereich kann nun stilecht mit Designprodukten von Petite Friture gestaltet werden. So klangvoll der Name „Week-End“, so sehr einladend präsentierten sich die verschiedenen Sitzgelegenheiten aus dieser neuen Serie. Fazit: Französische Wochenende können nun auch auf der heimischen Terrasse oder dem eigenen Balkon zelebriert werden!

Andiamo! … piano! Nach fast sieben Stunden Messetour geht es wieder zurück in die Altstadt. Wehmut macht sich breit. Ein Abend bleibt noch … und führt uns wieder einmal in die Bar Basso. Ein Garant, um noch einmal mittlerweile „alte“ Bekannte zu treffen. Das Gesehene noch einmal gemeinsam ausgewertet und Pläne fürs nächste Jahr geschmiedet. Der Aufenthalt war definitiv ein furioser Ritt durch alle Disziplinen. Von Interior, über Design bis hin zur Kunst wartet Mailand und der Salone del Mobile mit einem Programm auf, das seinesgleichen sucht.

Meravigliosa Milano!

Text: Wilkin Schröder