Herz und Blut - Interior | Design | Lifestyle | Travel Blog

View Original

Zu Tisch im Clärchens

Werbung | Ist es nicht verrückt und zugleich wundervoll, dass eine jede Stadt regelrechte Institutionen beherbergt. Vom Traditionskaufhaus, der Boulangerie über dieses eine Lokal. Genauso eine Institution ist Clärchens Ballhaus in der Auguststraße in Berlin-Mitte. Schon immer beliebt unter den vermeintlich echten Berlinerinnen und Berlinern und umso mehr geliebt von all den Zugezogenen und Touris. Dit is halt Berlin. Dit is Clärchens Ballhaus.

Machen wir uns nichts vor, schon vor der temporären Schließung und dem Inhaberwechsel zu Yoram Roth war gefühlt irgendwie jeder schon einmal hier zum ausgelassenen Schwoof. Die Tanzabende waren immer irgendwas zwischen man ist auf einer fremden Hochzeitsparty reingestürzt und Studiparty, aber es erfüllte einen immer mit einer gewissen Glückseligkeit, die alle ein wenig missen. Aber die wilde Tanzsaison wird wiederkommen, das steht fest. Glückseligkeit sowie ein bewusstes Wertschätzen und Vertrauen in diese Berliner Institution machen den Charme dieser besonderen Location aus.

Das Ballhaus von Clara Bühler und ihrem Mann Fritz wurde bereits am 13. September 1913 eröffnet. Zunächst trug das Haus den Namen „Bühlers Tanzhaus“, schnell etablierte es sich jedoch unter dem Namen „Clärchens“. Schon immer wurde im Spiegelsaal sowie im Ballsaal wild getanzt. Clärchen verzichtete übrigens von Beginn an auf Tischtelefone, denn sie wollte, dass die Menschen direkt ins Gespräch kommen. Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Vorderhaus stark beschädigt und dann abgetragen, sodass es sich heute wunderbar auch vor dem Haus im neu angelegten Rosengarten sitzen lässt. Der Spiegelsaal ist nahezu unversehrt und diente lange nur als Abstellkammer. Auch zu DDR-Zeiten war das Haus eine Gast- und Tanzstätte. Solange die Bestimmungen es noch nicht anders zulassen, kann sich der Gast an der guten Speisekarte der neuen Küche satt essen und vielleicht einen Tangokurs besuchen oder nach einem Gläschen Wein mit dem Fuß unterm Tisch wippen.

Das Gastrokonzept ist regional und saisonal ausgelegt. Es gibt gute und solide Gasthausspeisen, die Küche lässt sich perfekt als moderne Wirtshausküche beschreiben. Gastrochefin ist Bianca Zedler, die bereits im Adlon und bei Tim Raues „Colette“ tätig war. Ein Augenschmaus sind nicht nur die Radieschen zum selbstgebackenen Brot, sondern auch die Hauptspeisen sind keinesfalls zu verschmähen. Die Preise sind fair und der Service ausgezeichnet. Wenn jedes Personal so freundlich wäre wie dort, müssten wir uns fast Sorgen machen um die Ehre der Berliner Freundlichkeit. Kleiner Spaß, aber wir haben uns hier sehr wohlgefühlt. Fehlt nur noch der Schwoof noch, aber der kommt.

Clärchens

Auguststraße 24

10117 Berlin

Mo-Do 17-23 & Fr 17-01 Uhr
Sa 12-01 & So 12-23 Uhr
Reservierung +49 30 555 785 440

Bilder: Jules Villbrandt | Text: Maria-Silva Villbrandt